Natürlich – oh, jetzt ist es mir selbst rausgerutscht, natürlich, der Satzfüller, der Nachfolger von sozusagen.
In Zeiten, die immer künstlicher, komplexer, konfuser scheinen. Jedenfalls alles andere als natürlich. Wenn man erst mal darauf achtet: Inflationär der Gebrauch, vor allem in Radio-Beiträgen und -Interviews, sogar im Deutschlandradio (Herzlichen Glückwunsch zum 20. Geburtstag!).
Natürlich klingt wie eine Entschuldigung, dahinter steckt aber auch: Widerspruch ist zwecklos. Vielleicht ließe es sich gelegentlich durch etwas altmodische selbstredend ersetzen?
Katja Petrowskaja, Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin 2013, merkte es neulich bei einem Gespräch im Hamburger Literaturhaus über ihr Buch Vielleicht Esther an. Dass ihr der allzu häufige Gebrauch auch schon aufgefallen sei. Sie ist eine bemerkenswerte Autorin und benutzt die deutsche Sprache auf beeindruckende Weise. Möglicherweise weil sie erst spät auf die deutsche Sprache gekommen ist, wie sie sagt? Scharfsinnig, sinnsuchend, bewusst, wertschätzend.