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Kompost für den Alltag


Mehr kluge Frauen

Chimanda Ngozi Adichie hatte ich schon als Happy Feminist erwähnt. Inzwischen habe ich mit Begeisterung ihren Roman  „Americanah“ gelesen und kann ihn nur jeder und jedem sehr empfehlen.
Die Oskar-Preisträgerin Lupita Nyong’o hat sich letztes Jahr die Filmrechte für Americanah gesichert. Bevor es in die Kinos kommt, ist vielleicht noch genug Zeit für die Lektüre?

Unbedingt empfehlen möchte ich allen Literatur-LeserInnen die Erzählungen „Wir haben Raketen geangelt“, von Karen Köhler mit einer einmaligen Wucht erzählt (und vom Hanser-Verlag so schön gestaltet) – großartig.
Cover_Köhler_Raketen

Aus einem Interview des Bayerischen Rundfunks mit Karen Köhler vom 11.12.2014:
J.B.: »Es ist das Trotzdem? Trotz der Dramen weitermachen?«
K.K.: »Ja, sich irgendwie dem Leben mit seiner Unverschämtheit entgegenzuwerfen und zu sagen: Ich bin kein Opfer und diese Dinge passieren und sie gehören dazu. Ja, ich weiß, ich werde sterben, und trotzdem kann ich lachen und froh sein und intensiv die Momente genießen.«

»Wenn jeder das Kleinste, das ihm obliegt, gewissenhaft und mit Liebe tut, fördert er das große Ganze am sichersten.«
Dies ist ein (ungegendertes) Zitat der deutschen Schriftstellerin Fanny Lewald (1811-1889). Sie war eine kluge, mutige Frau und gilt als Vorkämpferin der Frauenemanzipation. Lewald durfte nicht studieren, sondern musste sich zunächst mit Handarbeiten und Haushaltsdingen beschäftigen, bevor sie sich mit dem Schreiben durchsetzte. Im Ulrike Helmer Verlag sind sieben von Fanny Lewalds Büchern erschienen.


Kassandras

Angeregt durch ein wunderbares Wien-Wochenende im April, lese ich grad Stefan Zweigs „Die Welt von gestern“ und staune immer wieder über die Aktualität dieser Erinnerungen. Um die Jahrhundertwende waren die Menschen im großen Österreich euphorisch, was den technischen Fortschritt betraf, sie wiegten sich in grenzenloser Sicherheit, es war ein Tanz auf dem Vulkan.

Stefan Zweig nennt in seinen Erinnerungen Bertha von Suttner (Die Waffen nieder) eine Kassandra. Von Suttner erhielt 1907 den Friedensnobelpreis und starb wenige Wochen vor Beginn des 1. Weltkriegs, vor dem sie immer wieder gewarnt hatte.

Wie Kassandra kommt mir auch Karen Duve vor. Ihr Buch Warum die Sache schiefgeht, als Hörbuch von der Autorin gelesen, ist wirklich gruselig, aber durchaus schlüssig. Ich fürchte, dass sie Recht hat.

Cover_Duve_Warum

Empfehlen möchte ich nicht zuletzt den Klassiker „Kassandra“ von Christa Wolf, immer noch sehr beeindruckend, auch als Hörbuch, gelesen von Corinna Harfouch, leider nur noch antiquarisch zu bekommen.

Was nun? Was tun?
Vielleicht erst mal zur Entspannung und Besserung der Laune Chilly Gonzales hören, „the musical genius“?

Und dann entscheiden, was ich ändern kann, wofür meine Energie reicht, sehen, wo ich mich einmischen kann, gemeinsam mit anderen. Hingucken. Und vielleicht am 10. Oktober in Berlin bei der großen Demonstration gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP & Co mitmachen?