»Die Zeit, in der ein Mensch nicht weiß, wie sein Leben ein Leben werden kann, füllt so einen Untätigen vom Kopf bis in die Zehen.«
Dies ist einer der Gedanken von Richard, einem eben emeritierten Professor, der sich den afrikanischen Flüchtlingen vom Berliner Oranienplatz verbunden fühlt. Auch Richard fragt sich, was aus seiner verbleibenden Lebenszeit wird. Er trifft sich mit den jungen Afrikanern und spricht mit ihnen. In diesen Gesprächen, die Jenny Erpenbeck tatsächlich geführt hat, bekommen die jungen Männer eine Stimme. Ihr Schicksal kann unsere Sicht auf die so genannte Flüchtlingsflut verändern.
»Es ist absurd, wenn man sagt, wir haben hier so ein gutes Leben, was so richtig ist, dass wir es so vehement verteidigen müssen, dass die Leute eben an unseren Grenzen buchstäblich sterben. Vielleicht nicht im Wasser, vielleicht erst an der Grenze. Und das heißt, dass wir selber ja in unsern Werten angegriffen sind, durch uns selbst. Wir sind nicht durch die Flüchtlinge angegriffen, wir sind durch uns selbst angegriffen. Aber wir haben es ja in der Hand, wie wir uns verhalten.«
GEHEN, GING, GEGANGEN ist ein großartiger Roman, ein wichtiges Buch, das ich allen ans Herz legen möchte.