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Kompost für den Alltag


utopisch?

Utopie, aus dem Altgriechischen – der Nicht-Ort
Heutzutage wird Utopie laut Wikipedia »auch als Synonym für einen von der jeweils vorherrschenden Gesellschaft vorwiegend als unausführbar betrachteten Plan, ein Konzept und eine Vision« benutzt.
Anders gesagt: Utopisch bleibt ein Idee, wenn alle, die sie im Prinzip super finden, nicht vom Sofa hochkommen.

IT IS TIME TO FACE THE TRUTH NOW …
SO PULL UP YOUR SLEEVES
MAKE A MOVE, DO SOMETHING, WE NEED …

singt Fredrika Stahl in dem französischen Dokumentarfilm Tomorrow. Die Welt ist voller Lösungen von Cyril Dion und Mélanie Laurent.
Cover_Tomorrow_CD
Tomorrow erzählt von zehn großartigen regionalen Projekten auf der ganzen Welt, die es zwar nicht in die Tagesschau schaffen, aber viel Mut machen. In beeindruckenden Bildern und Gesprächen. Nicht verklärt, doch hoffnungsvoll. Verstärkt von, wie sagt man so schön, kongenialer Filmmusik der Komponistin und Sängerin Fredrika Stahl. Der Song More daraus bei youtube.

HOW MUCH DO YOU NEED?
SAY HOW MUCH MORE?

tomorrow_geldscheine

Die Filmemacher_innen zeigen, wie regionale Währungen funktionieren, wie effizient Permakultur, wie resistent altes Saatgut, wie nachhaltig Bildung sein kann und öffnen damit unsere Augen. Ob Tomorrow, der seit dem 2. Juni in den Kinos läuft, in Eurer Stadt noch zu sehen ist, erfahrt Ihr hier.

Eine tolerante Gesellschaft ist wohl auch eine Utopie, oder?
Als neulich bekanntgegeben wurde, wer in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält, habe ich mich gefreut. Carolin Emcke  – was für eine ausgezeichnete Wahl! Ich bin schon gespannt auf ihre Rede am 23. Oktober in der Frankfurter Paulskirche. Wer sie vorab ein wenig kennenlernen, ihr zuhören möchte – auf der re:publica’16 TEИ hat Philip Banse die kluge Publizistin zum Thema Hass befragt. Link zum 23-minütigen Video auf youtube.

Bereits vor zwei Jahren hat Carolin Emcke gemeinsam mit der Regisseurin Angelina Maccarone drei kurze Video-Clips gedreht: Tolerant? Sind wir selber. »Eine fröhliche Irritation, wie ein Kieselstein im Schuh der Öffentlichkeit«, so steht es auf der Website der Heinrich Böll Stiftung.
Lustig, genial, entlarvend, finde ich.

Vor den obligaten Tipps zu meinem liebsten Medium ein total aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat der 18-jährigen Carla O.: »Diese Vintage-Sachen wie Bücher«.

Empfehlen möchte ich Joachim Meyerhoff. Er ist nicht nur ein großartiger Schauspieler – in Hamburg ist er noch mal zu erleben am 31.5.2017 in Molières Die Schule der Frauen  –, sondern auch ein begnadeter Erzähler.
Cover_Meyerhoff_Alle     Cover_Meyerhoff_Wann
In Alle Toten fliegen hoch. Amerika fabuliert er von seinem Austauschjahr in Laramie, Wyoming, und seine Kindheit erinnert (oder erfindet?) er in Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war. Beim Lesen beider Bücher habe ich mich sehr amüsiert, laut gelacht, leise geweint, was will man mehr?
Zum dritten Band Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke schreibt der Verlag Kiepenheuer und Witsch: »Joachim Meyerhoff hat seine Kunst, Komik und Tragik miteinander zu verbinden, noch verfeinert. Sein Held nimmt sich und seine Umwelt immer genauer wahr und erkennt überall Risse, Sprünge, Lücken.«

Also, runter vom Sofa, ab ins Kino, ins Theater, in den Buchladen …