Am vorletzten Wochenende habe ich in Frankfurt an einer Aktionskonferenz von pax christi teilgenommen und bin dort vielen sehr engagierten Menschen um die 60 begegnet. Auch nach Jahrzehnten friedensbewegter Arbeit und listiger Aktionen gegen die übermächtig wirkende Rüstungsindustrie sind sie noch immer mit Lust am Widerstand dabei. Sehr beeindruckend. Der Bericht von der Aktionskonferenz „Stoppt den Waffenhandel“ auf der Website von Ohne Rüstung leben.
Ebenfalls mitgewirkt hat die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum begehen, denn schon 1892 gründete Bertha von Suttner mit weiteren Mitstreitern die Deutsche Friedensgesellschaft.
Die Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel! fordert einen Stopp deutscher Rüstungsexporte an menschenrechtsverletzende und kriegführende Staaten, genau so, wie es unser Grundgesetz vorschreibt.
»Blendet man aus, dass Waffen Menschen töten, mag man den Erfolg der deutschen Rüstungsindustrie begrüßen. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen – laut einer Emnid-Umfrage von 2016 sind es 83 Prozent – lehnt die Waffenexporte jedoch ab.« Quelle: Planet Wissen

Diese Aktion von 2015 wird 2017 wieder aufgenommen.
Lesenswert zum Thema Rüstungsexportkontrollen finde ich auch den Artikel in der ZEIT Nr. 45 vom 27.10.2016: »Boom mit Bomben. Der Rüstungskonzern Rheinmetall umgeht mit Tochterfirmen im Ausland deutsche Exportkontrollen und verdient prächtig. Auch am Bürgerkrieg im Jemen.«
Was ich vor dieser Aktionskonferenz noch für total absurd gehalten hätte: Ich werde mir eine Aktie von Rheinmetall kaufen. Und mein Stimmrecht an die Kritischen Aktionäre übertragen. Die Rheinmetall-Hauptversammlung 2017 findet am 9. Mai in Berlin statt. Gleichzeitig eine Demonstration vorm Maritim-Hotel unter dem Motto »RHEINMETALL ENTRÜSTEN. Wer Waffen sät, erntet Flüchtlinge!«
Für alle, die sich noch weiter informieren möchten, empfehle ich den Text von Otfried Nassauer „EXPLOSIVE AUSFUHREN. Munitionsexporte in deutscher Verantwortung“, hier als PDF.
Ich hör’ gleich auf, aber dieser Beitrag »Wie wir mit smarten Waffen richtig handeln können« gibt ebenfalls einen interessanten Einblick ins Thema. Veröffentlicht auf perspective daily, der Plattform für Konstruktiven Journalismus. Daraus:
Quelle: International Institute for Strategic Studies
Wer genug gelesen hat und lieber mal wieder etwas überwiegend Heiteres hören will:
Marc-Uwe Kling ist Kleinkünstler, selbst Pazifist, und er lebt mit einem Känguru zusammen, das beim Vietcong gewesen sein will.
Die Känguru-Chroniken berichten von seinen ersten Erlebnissen mit diesem schrägen Zeitgenossen. Bekannt geworden ist Marc-Uwe Kling zuletzt auch durch seine falsch zugeordneten Zitate.
Ein Beispiel: »Was darf die Satire? Alles!« Recep Erdoğan
Ebenfalls hörenswert: Wolf Biermann: Warte nicht auf bessre Zeiten! Die Autobiographie.
Wolf Biermann erzählt ganz persönlich von deutsch-deutscher Geschichte. Bei der Lesung von Burghart Klaußner übertönen zum Glück das Sachliche und das Ironische die Selbstverliebtheit des Autors. Einen meiner liebsten Texte schrieb Wolf Biermann 1968 für seinen Freund Peter Huchel (1903-1981): Ermutigung. Daraus die vierte Strophe:
Du, lass dich nicht verbrauchen,
gebrauche deine Zeit.
Du kannst nicht untertauchen,
du brauchst uns und wir brauchen
grad deine Heiterkeit.
Darum der Plan für Ostern: runter vom Sofa, raus ausm Strandkorb. Denn Mitte April können wir wieder gemeinsam auf die Straße gehen. Wann, wenn nicht jetzt? Wenn tatsächlich 83 % der Deutschen gegen Rüstungsexporte sind, sollten doch große Friedensdemonstrationen zu organisieren sein … Die Ostermarsch-Termine 2017 auf der Website der Friedenskooperative.