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Kompost für den Alltag


Am Limit

Rio Reiser (1950–1996) hat sich vor 35 Jahren vorgestellt, wie’s wär, König von Deutschland zu sein. Inzwischen sind wir weiter und ich stelle mir vor, wie’s wär, Kaiserin von Europa zu sein.

(c)Lienhard Schulz Tempolimit im Naturpark Nuthe-Nieplitz

Meine ersten Verfügungen als Kaiserin von Europa wären: tagsüber Tempo 100 auf allen Autobahnen, so wie in den Niederlanden, und Tempo 130 von 19 bis 6 Uhr. Luxussteuer auf Hochprozentiges, SUVs, Yachten usw. Außerdem mehr Bürger*innenversammlungen, Grundeinkommen, Subventionen nur noch für ökologisch-nachhaltige Landwirtschaft etc. Ich bin sicher, uns fallen noch eine Menge anderer Maßnahmen ein, die nicht zwingend im Koalitionsvertrag stehen.

Demo in Berlin am 19.11.2021 (Quelle: FFF)

Fridays for Future z. B. fordert von der neuen Bundesregierung in den ersten 100 Tagen:

  1. Die Verabschiedung eines 1,5°C-konformen CO2-Budgets, verbindlich als Grundlage eines Reduktionspfades, unabhängig kontrolliert mittels eines Mechanismus zur Prüfung aller Gesetze und Infrastrukturprojekte auf Kompatibilität mit dem CO2-Budget
    Mehr zu den Forderungen

Leider beschäftigt uns gleichzeitig noch immer die weiter eskalierende Corona-Lage 😡😡😡
Wer sich um Ungeimpfte im eigenen Umfeld Sorgen macht, denen empfehle ich: Sascha Lobo, Warum soll ich mich impfen lassen? – seit dem 17.11.21 online auf spiegel.de, ausdrücklich zum Weiterleiten.

Verhärtete Fronten gibt es bekanntermaßen auch beim Thema Gendern. Tscha. Bereits in der Gründungsakte der Goethe-Universität Frankfurt von 1914 ist übrigens von „Studierenden“ die Rede, worauf neulich Frau Prof. Dr. Helma Lutz bei einer Podiumsdiskussion aufmerksam machte.
Gern genommen wird als Argument für das generische Maskulinum, man dürfe das Gerundivum „studierend“ nicht benutzen, denn man könne ja unmöglich gleichzeitig studieren und Pizza essen.
Ob es 1914 in Frankfurt schon Pizza-Lokale gab?

Die Podiumsdiskussion GENDER(n) – Wahn oder Sinn? [verlinkt zu youtube] fand am 19.10.2021 in der Reihe „Die Stunde der Wahrheit“ auf Einladung der hessischen Wissenschaftsministerin statt.
Auch Prof. Harald Lesch hat sich in seiner ZDF-Sendung Leschs Kosmos im Oktober dem Thema Gleichberechtigung gewidmet und bezieht sich dabei auf einige Studien: Gendern – Wahn oder Wissenschaft?

Quelle: ZDF_Mediathek

Inzwischen sei wissenschaftlich belegt, dass eine männlich geprägte Sprache zu einem männlich geprägten Blick auf die Gesellschaft beiträgt. Gendern könne dagegen wirken. Harald Lesch sagt: „Der veränderte Sprachgebrauch führt zu einer erweiterten Gedankenlandschaft.“ Klingt doch gut.
Nachzusehen ist das Video in der ZDF-Mediathek bis zum 6.10.2026. Bis dahin ist es hoffentlich selbstverständlich, Frauen sprachlich nicht nur mitzumeinen, sondern auch mitzunennen.

Frauen im Literaturbetrieb sichtbarer zu machen, gehört zu den Anliegen der Literaturwissenschaftlerin Dr. Nicole Seifert. Ihr Buch FRAUEN LITERATUR: Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt und ihren Blog NachtundTag habe ich grad für mich entdeckt.
Nicole Seifert, FRAUEN LITERATUR: Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt
Kiepenheuer & Witsch, 224 Seiten, erschienen am 9.9.2021

Meine jüngste Buch-Entdeckung, im Podcast Das Lesen der Anderen empfohlen von der Berliner Schriftstellerin Kirsten Fuchs:

Avant-Verlag 2019

In I’m every woman erzählt Liv Strömquist den Mythos vom männlichen Genie neu, aus weiblicher Perspektive, z. B. aus der Sicht von Jackson Pollocks Frauen, den Künstlerinnen Lee Krasner und Ruth Kligman.
Liv Strömquist, geboren 1978 im schwedischen Lund, gilt als eine der einflussreichsten feministischen Comiczeichnerinnen. Die junge Buchhändlerin, bei der ich den Comic telefonisch bestellt habe, wusste gleich, wen ich meine …

Wenn eine Frau sagt »Jeder«, meint sie: jedermann.
Wenn ein Mann sagt »Jeder«, meint er: jeder Mann.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916)